Das „Materl Hof“ erinnert an ein ca. 3 Meter hohes Holzkreuz, das seit Ende des 19. Jahrhunderts an dieser Stelle stand. Leider ist der Anlass nicht überliefert, warum ein derart mächtiges Holzkreuz errichtet wurde. Meist war es ein Unglück, das der tiefgläubigen Bevölkerung ein religiöses Denk-Mal abverlangte. Vorübergehende sollten durch Flurkreuze zum Gebet für einen unvermittelt verstorbenen Menschen angehalten werden, einen Menschen der ohne die Sterbesakramente empfangen zu haben verstarb. Eine gedankliche Verbindung könnte auch zum Hintergrund eines Sühnenkreuzes aufgebaut werden (z.B. anlässlich eines Tötungsdeliktes). Selten, aber auch möglich, ein „noch einmal gut gegangener Vorfall“ konnte aus Dankbarkeit und zu Ehren des Schöpfers zur Aufstellung eines Kreuzes in der Flur führen.
Der Begriff Marterl oder Marter wird meist für Bildstöcke (mit in Nischen abgebildeten Heiligen) bzw. Flurdenkmäler benutzt. Diese österreichische/süddeutsche Bezeichnung leitet sich vom Wort Marter/Märtyrer ab (altgriechisch für „Zeuge“/„Blutzeuge“). Umgangssprachlich wird das Wort auf „Materl“ reduziert.
Bekannt ist, dass das Holzkreuz irgendwann abgebrochen werden musste, weil ihm im Verlauf der Zeit die Witterungseinflüsse stark zugesetzt hatten. Ein anwohnender Maurer war es (Name leider auch unbekannt), der vor rd. 20 Jahren mit diesem gemauerten Materl, der verblassenden Erinnerung entgegenwirkte. Ob dem Maurer die Hintergründe zum Holzkreuz bekannt waren? Man darf es vermuten. Wie auch immer: Von Anwohnern wird mit Pflege und Schmücken des schlicht gestalteten „Materl Hof“, eine inzwischen mehr der Phantasie entspringende Erinnerung wach gehalten. Doch eines blieb immer bestehen: Die Bitte an den Betrachter um ein erlösendes Gebet – eine Bitte, die heute durch das Abbild der Mutter Gottes verkörpert wird.