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Burg: Vom Adelssitz zur begehrten Wohnlage
Einst Adelssitz der Herren von Trenbeck

Nähert man sich Burg von Steinhöring her, grüßt als erstes das „Burger Kircherl“.1 Da- neben erblickt man ein Wohnhaus, das sich durch seinen Baustil von den Häusern in der Nachbarschaft abhebt.

Die spätgotische Burgkapelle ist der Rest des einstigen mittelalterlichen Sitzes der Herren von Trenbeck.Ein Schloss vergleichbar mit Frauenbühl war „Burgfried“, wie es früher hieß, allerdings nicht. Mit Burgfried bezeichnete man eine Bannmeile um eine Burg herum, einen geschützten Rechtsbereich, in dem der adelige Grundherr das Sagen hatte. Nach dem Aussterben der Herren zu Trenbeck war Burgfried in den Besitz der Freiherren von Richel übergegangen und gehörte fortan zur Hofmark Winhöring.

Da das alte Schloss Burgfried – seit 1637 unbewohnt – baufällig war, ließ es Max Joseph Freiherr von Richel 1721 niederreißen und an seiner Stelle ein kleines Schloss, das oben erwähnte „Wohnhaus“, und die Kapelle errichten. 1755 verkaufte er den gesamten Besitz Burgfried an die Grafen von Toerring-Jettenbach.

Im Statistischen Güterverzeichnis von 1752 sind neun Anwesen unter „Burgfried“ und drei kleine „Häusl“ unter „Burg“ aufgeführt, alle zur Hofmark Winhöring gehörend.

Das „kleine Schloss“ wird Wohngebäude

Im 19. Jahrhundert wurden die ehemaligen Remisen und Stallungen zu Wohnungen umgebaut, wobei die stufenförmige Anordnung der Gebäude erhalten blieb. Aus den Akten der Familie Edmaier in Burg geht hervor, dass das „kleine Schloss“ von den Vorfahren der genannten Familie zuerst in Erb-Leihe bewohnt wurde. Ein Erbbrief, ausgestellt am 28. September 1821 vom Grundherrngericht Winhöring, besagt, dass ein Joseph Edmaier bei der Übernahme des väterlichen Erbes (Schloss mit Garten) mehrere Pflichten zu erfüllen hatte. So durften zunächst am Schlossgebäude keine baulichen Veränderungen ohne Einverständnis des Grundherrn vorgenommen werden. Weiter musste Joseph Edmaier an den Grundherrn, Joseph August Graf von Toerring und Tengling, jährlich 1 Gulden 50 Kreuzer Scharwerksgeld (Steuer als Ersatz für die zu leistenden Dienste), eine Stift (Zahlung für die Überlassung des Lehens) von 1 Gulden 14 Kreuzer, und für den halben Garten 15 Kreuzer entrichten. Außerdem musste Joseph Edmaier sich bereit erklären, bei den jährlichen Treibjagden mitzuwirken.

Joseph Edmaier hat später, vermutlich bei der Aufhebung der adeligen Grundherrschaft 1848, das Schloss käuflich erworben. Der Kaufpreis betrug 280 Gulden. Aus „Burgfried“ wurde im Laufe der Zeit kurz „Burg“. Es sind jetzt schon annähernd 200 Jahre, die Schloss Burg im Besitz der Familie Edmaier ist.

 

Bauen in herrlicher Sonnenlage

Ende der 1960er Jahre hatte die Gemeinde Winhöring am Südhang des Burger Berges nach jahrelangen Vorbereitungen und Vorplanungen 62 Bauparzellen aufgeschlossen, die nun zu einem günstigen Preis zum Kauf angeboten wurden, zu einem Quadratmeterpreis von 11 DM bis 20 DM. Wie aus einem Inserat in der Lokalzeitung1 zu entnehmen ist, ein ideales neues Wohngebiet: verschiedene Grundstücksgrößen nach Wahl, von den rauen Nord- und Ostwinden durch die Innhöhen abgeschirmt, nahe dem Waldrand, die Häuser in Staffelform angeordnet, so dass auf jedes Haus die Sonne frei einstrahlen kann. Und dann die Aussicht auf die nahen Städte Alt- und Neuötting, auf die Voralpenlandschaft jenseits des Inn und (vor allem bei Föhn) auf das Alpenpanorama! Abseits von Verkehr und Industrielärm, unbehelligt von Staub, Rauch und Abgasen könne man dort sein kleines Paradies genießen. Eine Traumlage! Da mussten sich doch die Bauwilligen darum reißen!

Zudem wurden der Anschluss an die Strom- und Trinkwasserversorgung und die Kanalisation zugesichert, ebenso künftig ausgebaute Teerstraßen im ganzen Baugebiet. Ein Einkaufszentrum für Waren des täglichen Bedarfs wurde in Aussicht gestellt. Aber vorerst konnte man nur auf staubigen Feldwegen von der Omnibushaltestelle oder vom Bahnhof Neuötting nach Burg gelangen. Versprochen wurde aber auch der Anschluss an die B 299 bis Baubeginn.

Anfang 1962 beklagte der Winhöringer Bürgermeister Josef Jung, dass vorerst nur mit 13 Käufern gerechnet werden könne. Diese Zahl sei aber zu gering, um mit der Verwirklichung des Projekts beginnen zu können. Der Bau der Erschließungsanlagen rentiere sich erst, wenn 75 % der Grundstücke verkauft seien. Aber dann würde jeder Käufer bei Baubeginn die genannten Erschließungsanlagen und fertigen Straßen vorfinden. Beim Grundstückskauf würde jeder Bauherr auch gleich den von ihm zu erbringenden Anteil an den Erschließungskosten erfahren, hieß es.

Dennoch lief der Verkauf der Parzellen in dieser einmaligen Wohnlage nur zögerlich an. In den Folgejahren jedoch entwickelte sich Burg zum begehrten Wohngebiet in ruhiger, nicht verbaubarer Sonnenlage, erschlossen durch drei Straßen, die Trenbeck-, Burgfried- und Drei-Köhler-Straße. Das neue Siedlungsgebiet schließt im Osten an „Alt-Burg“ an, die Gebäude um den historischen Kern. Bedingung war, dass die freie Sicht auf diesen nicht zugebaut werden dürfe.

 

Das Bartholomäus- Kirchlein in Burg

Das Burger Kirchlein in seiner jetzigen Gestalt ist die Schlosskapelle von Sitz Burgfried aus dem frühen 16. Jahrhundert. Es muss aber einen Vorgängerbau gegeben haben. Möglicherweise hat schon Hanns Berger von Waldberg, der 1392 das Schloss Burgfried erbaut hatte, dazu auch eine Kapelle errichten lassen. Diese kann aber auch von seinem Schwiegersohn Hans von Trenbeck, dem ersten aus dem Geschlecht derer von Trenbeck, und seiner Ehefrau Elisabeth, der Tochter des Hanns Berger, gebaut worden sein. 1467 heißt es von dem Gotteshaus: „So oft die Siechenmeister zu Neuötting ihre Stiftungsbestimmungen nicht erfüllen, sind sie „dem heyligen Herrn Sanct Bartholome unnd seinem Gottshaus zu Burckfride zu unleßlicher Peen (nicht erlassbarer Strafe) verfallen“ mit vier Pfund Wachs.

Ortolf Trenbeck sprach von „unser(er)
Capellen zu Burgkfride“ und stiftete mit
seiner Ehefrau Margaret am St. Veits-Tag
(15. Juni) des Jahres 1470 dorthin eine Wochenmesse.

1516 hatte Bernhardin von Trenbeck das Schloss auf dem Hörndl in Burg neu aufbauen lassen. Man kann davon ausgehen, dass dabei auch die Burgkapelle erneuert worden war. Im Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler kann man lesen, dass das heutige Kirchlein ursprünglich mit dem Schloss Burgfried fest verbunden war und in der ersten Hälfte des 16. Jh. errichtet wurde. Es hat einen gotischen Grundriss, zwei Joche und ein Netzgewölbe. Das Altarbild, wahr- scheinlich aus dem 17. Jh., zeigt die Schutzmantelmadonna und die Stifterfamilie und darüber das Wappen der Trenbeck. Im oberen Teil des Altars steht die ausdrucksstarke Schnitzfigur des heiligen Bartholomäus, des Schutzpatrons der kleinen Kirche. Sie stammt ebenfalls aus dem Anfang des 16. Jh. Nachdem 1637 Christoph Trenbeck in Neuötting als der letzte seines Namens gestorben war, ging Burgfried zunächst an den Freiherrn von Gumppenberg und 1639 schließlich an Bartholomäus Richel, der es in seiner Familie weitervererbte. Das Schloss war seit 1637 unbewohnt und baufällig geworden. Der Kupferstecher Michael Wenig schrieb 1721: „Burgfrid aber ist gar nit mehr zu bewohnen, als welches das Alter zu einem Steinhaufen gemacht.“ Max Josef Freiherr von Richel ließ es noch im gleichen Jahre niederreißen und an derselben Stelle ein neues Schloss und ein Kirchlein errichten. Dabei ist vermutlich das Mauerwerk der Burgkapelle stehen geblieben und die Kapelle als eigener Bau überdacht und mit einem barocken Türmchen versehen worden.

Das „Burger Kircherl“ ist als einzige Erinnerung an die mittelalterliche Burg und die edlen Herren von Trenbeck geblieben. Bis 1965 blieb es im Besitz des Grafen zu Toerring-Jetten- bach, der es schließlich der Pfarrei Winhöring übereignete.

 

Schutzmantelmadonna und Stifterfamilie, 17. Jh. (Foto: Ignaz Wimmer
Burg im Jahr 2016 (Foto: Edwin Meinitz)
Spaziergang nach Burg 1946 (Foto: Edmund Schriefer)
Burg von Süden (Foto: Ignaz Wimmer)

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